Amphibien
Ausflug-Tipps
Beweidung
Grünland im LDB
Landschaftspflege
Naturschutzgebiete im LDB
Reptilien
Schwalbenschutz
Vögel:
Amsel
& Wasseramsel
Buntspecht
- Kartierung
Feldlerche
Haussperling
Krähenvögel
Kraniche
an der vorpommerschen Boddenküste
Mauersegler
Mauersegler-Kasten,
nierenförmig, nach R. Engel
Nistkasten
- ABC
40
Jahre Nisthöhlenkontrolle im Launsbacher Wald
Steinkauz-Röhre
mit Marderschutz nach R. Engel
Schleiereulen
in Krofdorf-Gleiberg
Schwalbenhaus
www.schwalbenschutz.de
Rotmilan
Vögel
im Winter
Wald
Waldameisen
Winterweide
|
Zur
Situation der Rabenkrähe
- eine
Meinung von Horst Pfaff
In letzter Zeit ist der Ruf nach Dezimierung (Verkleinerung,
Ausrottung) des Krähenvogelbestandes immer lauter geworden. Aufgebrachte
Vogelschützer schrieben Leserbriefe, man sollte nicht in den Bestand
eingreifen, andere wiederum behaupteten, es sei dringend notwendig.
Da jede(r) etwas anderes dazu sagt, haben wir bei erfahrenen
Vogelkundlern nach einer Stellungnahme gefragt, wofür wir uns an dieser
Stelle recht herzlich bedanken.
Zur Problematik der Krähenvögel
Über die Situation der Krähenvögel ist
in den letzten Jahren in den Zeitungen, Fachzeitschriften und anderen Medien
viel und teilweise emotional berichtet worden.
Tatsache ist folgendes: Die Krähenvögel (insbesondere
Rabenkrähe, Elster und Eichelhäher) gehörten früher
zu den nicht geschützten Vogelarten. Seit den neuen EU-Vogelschutz-
Richtlinien (seit über 10 Jahren) sind diese in allen europäischen
Ländern geschützt. Während dieser Zeit haben sich besonders
Rabenkrähe und Elster -weniger der Eichelhäher- stark vermehrt.
Ähnlich wie zum Beispiel auch Kormoran und Graureiher. Zunächst
war eine deutliche Zunahme nur bei der Elster zu beobachten. Eine Bestandsaufnahme
im Jahre 1990 ergab für Dorf- und Feldgemarkung Krofdorf-Gleiberg
einen Bestand von 25 Brutpaaren, davon zwei innerhalb des Ortsbereiches.
Inzwischen ist auch bei der Rabenkrähe eine starke Populationszunahme
festzustellen.
So liegt eine Untersuchung von Prof. Dr. Berck aus den
Jahren 1986 bis 1988 über den Brutvogelbestand im Naturschutzgebiet
"Holzwäldchen" und der südlich anschließenden Kropbachaue
(39 ha) vor. In diesem Bereich betrug der Brutvogelbestand der Rabenkrähe
0 Paare. Eine von mir im selben Areal durchgeführte Bestandserhebung
im Jahre 1995 ergab 5 Brutpaare, während zugleich der Bestand der
zuvor häufigsten Brutvogelart, der Wacholderdrossel, deutlich zurück
ging. Gleichzeitig ist festzustellen, daß die Elster der Rabenkrähe
in der Feldgemarkung ausweicht und nun mehr in die Hausgärten dringt.
Ich selbst konnte schon mehrmals beobachten, daß die Rabenkrähen
die Elsternester plündern (sowohl Eier als auch Jungvögel). Da,
wo noch Elsternester in der Feldgemarkung vorhanden sind, findet man sie
-entgegen der früheren Gepflogenheit- vermehrt in den niedrigeren
Hecken unter Meidung der hohen Bäume. In den Hausgärten fühlt
die Elster sich etwas sicherer und baut ihr Nest vorwiegend in den hohen
Fichten, die dort in den letzten Jahrzehnten vermehrt angepflanzt wurden.
Da plündert sie dann im Umkreis von etwa zweihundert Metern alle erreichbaren
Vogelnester. Selbst ein Kleiber, der in einem Niststein in einer Gebäudewand
brütete war nicht sicher. Täglich inspizierte die Elster das
Flugloch, als die Jungen größer waren und sich am Flugloch zeigten,
zog sie sie heraus und verfütterte diese an ihre eigenen Jungen.
Im letzten Jahr baute eine Amsel in meinem Garten fünf
Mal hintereinander ein neues Nest. Die ersten vier wurden jeweils als Gelege
von der Elster ausgeraubt, bei der letzten Brut wurden die Jungen etwa
zehn Tage alt, bis es auch um sie geschehen war. Ähnlich erging es
Gimpel, Buchfink und Hänfling allein in meinem Garten. Nun solte man
nicht aus naturschützerischer Sicht nicht jeder Amsel nachtrauern,
die auf diese Art dezimiert wird, aber es zeigt doch, wie gründlich
und systematisch die Kleinvogelwelt im Umkreis eines Elsternestes kurz
gehalten wird. Auch der katastrophale Rückgang der Türkentaube
ist mit Einschränkungen darauf zurückzuführen.
Draußen im Feld sind es besonders die Wiesenvögel
und andere bodenbrütende Arten (Rebhuhn, Kiebitz, Feldlerche, etc.),
die von der Rabenkrähe stark dezimiert werden. Scheinbar bietet die
Wettenberger Gemarkung einschließlich Lahntal ein besonders günstiges
Biotop. So konnte ich im Bereich Untere Kropbachaue -innerhalb der Gemarkung
Krofdorf-Gleiberg- bis Anfang Mai 1996 mehrmals eine Krähen-Schlafgesellschaft
von ca. 180 Exemplaren feststellen, darunter etwa die Hälfte Dohlen
(brütet im alten Burggemäuer des Gleibergs und neuerdings auch
in den Mästen und Traversen des Umspannwerkes).
Soll man nun regulierend enigreifen? Ich meine ja! Insbesonders
bei Rabenkrähe und Elster. Dabei ist das Vergiften mit präparierten
Eiern -wie es früher allgemein üblich war- abzulehnen. Auch das
Ausschießen der Nester ist mit Vorsicht zu handhaben, da viele der
alten Nester vom Turmfalken und der Waldohreule nachgenutzt werden. Bleibt
der direkte Abschuß ("Krähenhütte") oder Lebendfang mit
großen Fallen? Die am wenigsten makabere Lösung wäre eine
Art "Antibabypille", die die Eier unfruchtbar macht, beziehungsweise eine
Brut ganz verhindert, um so die Bestände auf ein erträgliches
Maß zu reduzieren. Aber diese Art der Dezimierung ist wohl zur Zeit
noch nicht ausgereift.
Außerdem müßten diese beiden Arten als
"jagbares Wild" eingestuft werden, wozu die Länder Ausnahmegenehmigungen
erteilen können (in Hessen noch nicht erfolgt).
Keinesfalls sollen diese schlauen und stattlichen Vögel
aus unserem Landschaftsbild verschwinden, aber die Populationen sich in
einer naturverträglichen Größe bewegen.
Horst Pfaff (Ortsbeauftragter für Vogelschutz)
im Namen des Vorstandes des Bund für Vogelschutz
Krofdorf-Gleiberg / GreenTime 4/96
|