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1959 - 1999: 40 Jahre Nistkasten-Kontrolle im Launsbacher Wald

Hugo Bender und Horst Pfaff stellten Nisthilfen her, die bis heute ihre Aufgabe erfüllen

KROFDORF-GLEIBERG. Wer hätte gedacht, daß so manch ein Nistkasten, der im Launsbacher Wald hängt, bereits vierzig Jahre treu dem Vogelschutz dient? Holznistkästen sind es gewiß nicht; diese hätten während einer so langen Zeit schon längst kapituliert. Aus haltbarem Holzbeton bestehen die Nisthilfen, von denen noch immer ein Dutzend Exemplare die Kinderstuben von Meisen, Trauerschnäppern und Kleibern sind.

Hugo Bender und Horst Pfaff waren es, die zwei Jahre nach Beginn des Vogelschutzes im Launsbacher Wald die Gründung des Bundes für Vogelschutz Krofdorf-Gleiberg initiierten. Damals nannte sich der von Lina Hähnle 1899 gegründete Dachverband noch "Deutscher Bund für Vogelschutz", mittlerweile als "Naturschutzbund Deutschland (NABU)" bekannt. Bender ist mit seinen 86 Jahren heute Ehrenvorsitzender der Krofdorfer Vogelschutzgruppe. Pfaff hatte von 1974 bis 1990 dieses Amt inne, heute ist Hans-Richard Wegener Erster Vorsitzender des Bundes für Vogelschutz Krofdorf-Gleiberg. Aufgrund der Organisationsstruktur der Vogelschutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland hatte jeder Bürgermeister einen "Ortsvertrauensmann für Vogelschutz" zu benennen. Bender übernahm diese Funktion; seit 1974 ist Pfaff der "Ortsbeauftragte für Vogelschutz".
 

Anfänge des Krofdorf-Gleiberger Vogelschutzes
Zu den selbstgesetzten Zielen der Krofdorfer Vogelschützer gehört - damals wie heute - das Anbringen und Pflegen von Nisthilfen. Was heute die Firma Schwegler bereits in Mengen produzierte, war vor vier Jahrzehnten die Geburtsstunde des Krofdorf-Gleiberger Vogelschutzes. Damals bestand der Vogelschutz-Gedanke noch im Wesentlichen aus Nisthöhlen aufhängen und Winterfütterung. "So entstand unter Vogelfreunden der Plan, einen Nisthöhlen-Schwerpunkt einzurichten" schreibt Pfaff in der von ihm  1994 herausgegebenen Broschüre "Die Vögel des Launsbacher Waldes". Dieses Waldstück wurde als Standort für die Nisthöhlen auserkoren.

"Marke Eigenbau"
Da aber zunächst das Geld fehlte, Nisthöhlen anzukaufen, entwarf Pfaff eine Nisthöhle, die sich durch zwei unkomplizierte Formen aus Holzbeton selbst herstellen ließ. Der Schmied und Werkzeugmacher Bender stellte unter Mithilfe von Karl-Ludwig Fabel je eine Springform für das Dach und eine für den Brutraum her. Die Sägespäne kamen kostenlos aus dem Sägewerk von Adolf Leicht. Damit das Holz nicht gleich wieder aufquellen konnte, wurden die Sägespäne mit Natron-Wasserglas mineralisiert. Nach einigem Experimentieren wurde die beste Mischung von fünf Teilen Sägespäne, einem Teil Sand und zwei Teilen Zement gefunden. Dieser "Teig" wurde in die Formen eingestampft, so daß die Rohlinge gleich ausgeschalt und zum Trocknen aufgestellt werden konnten. Die ersten Exemplare ließen die Vogelfreunde in der Sonne trocknen. Es stellte sich jedoch heraus, daß die Nisthöhlen dadurch zu mürbe wurden. Schließlich ließ man sie über mehrere Tage, bedeckt mit einem nassen Tuch, im Schatten trocknen. So wurden 1959 etwa 40 Nisthöhlen hergestellt, im Jahr darauf weitere 80, die zu einem Drittel an Gartenbesitzer verkauft wurden, um die Kosten nicht allein tragen zu müssen.
Die selbstgemachten Nisthilfen sehen alle etwas gleich aus: Der zylindrische Körper ist massiv aus Holzbeton, ein Flugloch von 32 Millimetern gewährt sowohl Kohl- und Blaumeise, als auch Trauerschnäpper und Kleiber den Zugang. Um die Nisthöhlen sauberzuhalten und kontrollieren zu können, ist aber das Dach abnehmbar; bei den maschinell produzierten läßt sich die Vorderwand abnehmen. Anfangs wurden sie direkt an Baumstämme gehängt, wobei ein Holzklötzchen aufgenagelt werden mußte, um den breiten Rand des Daches auszugleichen. Eine spätere "Spezial-Erfindung" Benders ermöglichte ein freipendelndes Aufhängen. Mittels einem Doppelhaken aus einem Stück Draht, der über einen Ast gehängt wurde ließen sich die Vogelwohnungen leicht aufhängen. Ein weiterer Vorteil dieses Systems war, daß man mit einer primitiven Stange mit einem Nagel am Ende die Höhlen ab- und aufhängen konnte, statt in dem unwegsamen Gelände mit einer Leiter hantieren zu müssen.
Die mehrmalige Kontrolle der 38 aufgehängten Nisthöhlen ergab einen Besatz von 13 Brutpaaren der Kohlmeise 1959 (1960: 14), 6 (19) der Blaumeise, 1 (1) der Sumpfmeise, 4 (11) des Trauerschnäppers, 4 (5) des Feldsperlings, 1 (4) des Baumläufers und sogar 2 (2) Wendhals-Brutpaaren sowie 1 (0) Gartenrotschwanz-Brutpaar. Das erste Kleiber-Paar brütete 1960. In diesen Jahren galt der Feldsperling noch als Schädling, so daß angefangene Nester und Bruten aus den Nistkästen herausgeworfen wurden. Erst 1974 wurde bekannt, daß der Sperling seine Jungen mit Insekten füttert und sein schlechter Ruf abgebaut wurde. Heute sind im Launsbacher Wald weder Feldsperling noch Wendehals anzutreffen.

Heute
Natürlich haben viele Exemplare der "Bender-Pfaff'schen Nisthöhlen" ihren Dienst quittiert, schließlich sind die Vogelkinderstuben seit ihrer Aufhängung im Launsbacher Wald Wind und Wetter - und leider auch Vandalen - ausgesetzt.  Dennoch beherbergen im Wald noch immer eine Handvoll der betagten Stücke Jahr für Jahr die Bruten von Kleinvögeln. Etwa genauso viele hängen noch in Gärten.
Die alljährliche Nisthöhlenkontrolle des Krofdorfer Bundes für Vogelschutz umfaßt etwa 300 Nisthöhlen in der gesamten Gemarkung. Knapp 80 Nistkästen der verschiedensten Arten hängen im Launsbacher Wald. Hier werden sie von Horst Pfaff, Erwin Mandler und seit einigen Jahren Tim Mattern betreut. Zweimal im Jahr werden die Kästen auf ihren Besatz hin kontrolliert, außerdem gereinigt und wenn nötig repariert oder ausgetauscht. Das "Wohnungsangebot" wird von Kleinvögeln sowohl zur Brut als auch zum Übernachten im Winter, außerdem von Wespen, Mäusen und Fledermäusen angenommen. Um möglichst allen Bedürfnissen gerecht zu werden, gibt es die verschiedensten Typen von Nistkästen. Angefangen beim "Wettenberger Nistkasten" mit einem Holzklotz hinter dem Einflug, über die Holzbetonkästen für Meisen und Trauerschnäpper, reicht das Spektrum bis zu Schlitzkästen für Baumläufer und "Nasenkästen", die einen verbesserten Schutz gegen Marder und andere Nesträuber bieten sollen.


GreenTime 1/99

 

Auch im Jahr 2009 hat der Artikel noch Gültigkeit - denn mit stolzen 50 Jahren beherbergt

ein Nistkasten von damals auch heute noch jährlich eine Vogelkinderstube!

 

   
   
Version 3 - Sommer 2007

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