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Amphibienschutz in Krofdorf-Gleiberg

Arten - Artikel GreenTime 2/99 - Kartierung 2002 - Ansprechpartner

Schutzzaun-Datenbank - NABU Krofdorf-Gl. - NABU~Krötenwanderung

Amphibienschutz ist gerade im Frühjahr ein Thema, wenn die Tiere auf dem Weg zu ihren Laichgewässern sind. Am Weiher "Hirschsprung" zwischen Krofdorf-Gleiberg und der Schmelz-Mühle wird vom NABU Krofdorf-Gleiberg alljährlich ein Krötenzaun entlang der Straße aufgebaut. Jeden Morgen werden die eingegrabenen Eimer kontrolliert, die Amphibien bestimmt und gezählt.

In den Jahren 2005-2007 wurde  auch ein Schutzzaun an der Wißmarer Straße in Höhe des Abzweigs zur Wettenbergschule durch den NABU Launsbach aufgestellt.   

Einige Ergebnisse dieser Arbeit können Sie hier betrachten.

 


Was sind Amphibien?
Amphibium, das kommt aus dem griechischen und heißt etwa soviel wie "zweifaches Leben". Das soll nicht heißen, daß Amphibien mehrere Leben haben, sondern daß sie auf zwei verschiedene Arten ihr Leben führen.
Wer kennt sie nicht, die glibberigen Ballen im Tümpel, die Kaulquappen, die von Frühjahr bis Sommer in allen möglichen Gewässern herumwuseln? 
Amphibien sind die am einfachsten entwickelten Wirbeltiere. Sie sind zudem die Nachkommen von ganz ähnlichen Lebewesen, die vor etwa 370 Millionen Jahren den Schritt an Land gewagt haben. Die Gruppe der Amphibien wird unterteilt in Blindwühlen (Gymnophiona), Schwanzlurche (Urodela) und Froschlurche (Anura). Zu letzteren zählen Frösche, Unken und Kröten, zu den Schwanzlurchen Molche und Salamander.
Amphibien sind weit über den Globus verbreitet und habe sehr verschiedene Überlebenstricks entwickelt. Sogar in der Arktis, wo der Boden nur kurze Zeit frostfrei wird gibt es Kröten.

Leben und Entwicklung
Während ihres "zweifachen" Lebens machen die Amphibien eine unglaubliche Umstellung ihres Körpers durch: Aus Kaulquappen, die im Wasser leben, mit Kiemen atmen und Pflanzenteile fressen werden landlebende Insektenfresser. 
Zunächst schlüpfen die Kaulquappen als kleine, wurmartige Tierchen mit äußeren Kiemenbüscheln. Sie ernähren sich in den ersten Tagen von der gallertartigen Masse, in die sie vor dem Schlüpfen eingebettet waren. Dann werden die äußeren Kiemen zurückgebildet, innere entwickeln sich. Nun tritt auch die typische Kaulquappenform in Erscheinung: Der ganze Körper ist fast rund, mit dem langen Schwanz bewegen sie sich fort. Die Kaulquappen fressen jetzt Pflanzenteile und Algen. Nach mehreren Wochen kommen die Hinterbeine langsam hervor, schließlich auch die Vorderbeine. Jetzt können die Tiere auch schon Luft atmen und verlassen bald das Wasser. Der Ruderschwanz wird nach und nach zurückgebildet - fertig sind die Mini-Frösche, die jetzt kleine Insekten fressen. 
Molche machen eine ähnliche Entwicklung durch: Sie schlüpfen, behalten aber ständig ihre äußeren Kiemenbüschel, bilden Hinter- und Vorderbeine aus. Sie fressen Froschlaich und kleine Wassertiere und Kaulquappen. Bevor sie das Wasser verlassen, stellen sie ihren Körper wie die Froschlurche auf Lungenatmung um. 

     

links: Laichballen vom Grasfrosch, rechts: Laichschnur von der Erdkröte

 

Wanderung
Die meisten einheimischen Arten verbringen Winter- und Sommerzeit abseits vom Laichgewässer. Ihre Wanderung dorthin beginnen sie etwa Ende Februar bis Mitte März. Die Grasfrösche sind die ersten, leider werden deswegen ihre Eier oftmals von Frost beschädigt. Grasfrösche suchen sich flache Stellen von Gewässern oder  - leider oft zu kleine - Pfützen für ihre Fortpflanzung. Dort werden. Den Grasfröschen folgen die Molche, denn die und ihre Larven fressen sich ersteinmal am Froschlaich satt. Schließlich, wenn der Boden warm genug ist kommen auch die Erdkröten, diese sind im Gegensatz zu ihren "Vorgängern" wirklich ortstreu: Sie laichen in dem Gewässer wieder ab, indem sie selbst geboren sind. Nach der Balzzeit ziehen die Tiere ab in ihre Sommerquartiere und überlassen ihren Nachwuchs sich selbst. Die Jagdgebiete liegen auch in Gewässernähe, da Amphibien auch durch die Haut atmen und diese entsprechend feucht halten müssen.
Außerdem sind Amphibien wechselwarm, was erklärt, warum die Bodentemperatur so wichtig für die Kriechtiere ist.

Einheimische Arten
In Mitteleuropa kommen 26 Arten vor, in Deutschland 14 davon. In der Gemarkung Krofdorf-Gleiberg trifft man vor allem Berg- und Teichmolch, Wasser-, See- und Grasfrosch und die Erdkröte an. Desweiteren kommen Feuersalamander, Kammolch, Geburtshelferkröte (das Männchen trägt die Eier bis zum Schlüpfen der Larven auf dem Rücken), Gelbbauchunke und Kreuzkröte vor. Der Laubfrosch - noch vor etwa dreißig Jahren an kleinen Tümpeln und Quellen am Gleiberghang anzutreffen - ist aufgrund des Lebensraumverlustes ausgestorben. 

Giftig ?!?
Giftig sind unsere einheimischen Amphibien eigentlich nicht. Nur Kröten und Salamander sondern ein schwaches Sekret über Drüsen in der Haut ab, damit sie von anderen Tieren nicht so gerne gefressen werden. Gefährlich ist das nicht, man sollte sich aber dennoch nach einem Kontakt die Hände waschen, denn in die Augen gerieben brennt das Sekret sehr stark.
Und doch gibt es auch Arten, deren Sekret tödlich giftig ist. Aber keine Angst, bei uns trifft man diese Gesellen höchstens im Terrarium an. Es handelt sich um die verschiedenen Arten von Baumsteiger- und Pfeilgiftfröschen, die im tropischen Regenwald leben. Aber sie warnen durch ihre leuchtenden Farben vor einer Berührung mit ihnen. Eine Injektion des Pfeilgiftes Curare bewirkt einen schnellen Lähmungstod. Die Ureinwohner des Regenwaldes machen sich das Gift der Frösche für die Jagd zunutze, indem sie mit Pfeilspitzen über die Haut der Amphibien streichen. Daher der Name "Pfeilgiftfrösche".

Schutz
Alle einheimischen Amphibienarten stehen unter Naturschutz, viele von ihnen auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten. Nicht nur deswegen, sondern vielmehr weil Amphibien als relativ empfindliche Tiere die Qualität der Natur anzeigen. Man bezeichnet sie wegen ihrer Signalfunktion auch als "Indikatoren".
Um eine vorhandene Population, die bei ihrer Wanderung aber eine Straße überqueren muß, aufrecht zu erhalten, greift der Mensch ein: Amphibienzäune versperren den Tieren den Weg zu ihrem Laichgewässer auf der anderen Straßenseite. Die Amphibien können nun entweder durch angelegte Tunnel, die aber spezielle bauliche Gegebenheiten aufweisen müssen, weiterziehen oder sie fallen in eingegrabene Eimer. Diese werden dann morgens - wie am "Weiher Hirschsprung"- von Amphibienschützern kontrolliert und die Tiere werden auf die andere Seite gebracht. Dabei bietet sich natürlich eine Zählung der Tiere an, so können leichter und genauer die Veränderungen des Bestands festgestellt werden.

GreenTime 2/99


Amphibienkartierung 2002 in

Krofdorf-Gleiberg (Gemeinde Wettenberg, Landkreis Gießen)

 

Die seltensten Amphibienarten sind in Hessen am besten untersucht, dagegen ist über die häufigen Arten verhältnismäßig wenig bekannt. Deswegen und da Amphibien auch als Bio-Indikatoren für die Qualität von Lebensräumen gelten, wurde 2002 eine hessenweite Kartierung angestrengt, mit deren Koordination Dipl.-Biologin Eva Krämer von der Naturschutz-Akademie Hessen beauftragt wurde.

Für die Kartierung in der Gemarkung Krofdorf-Gleiberg wurde nur wenig Feldarbeit aufgewendet. Stattdessen wurden Beobachtungsdaten zusammengetragen und bekannte Vorkommen von Amphibien auf deren Anzahl geschätzt. Die Beobachtungsgebiete wurden als Laichgewässer und Sommerreviere charakterisiert, da sich manche Amphibien auch im Sommer in Gewässern aufhalten.

In der Krofdorfer Gemarkung kommen Gras-, Teich- und Seefrosch, Erd- und Kreuzkröte, Kamm-, Teich- und Bergmolch sowie Feuersalamander vor. Die Geburtshelferkröte wurde seit Jahren nicht mehr beobachtet, ebenso die Gelbbauchunke. Der Laubfrosch kam vor Jahrzehnten in Quelltümpeln am Gleiberger Westhang vor.

Es können nicht immer Aussagen gemacht werden, wo genau wie viele Tiere einer Art vorkommen. Allerdings sind wir in der Lage, sagen zu können, ob eine Art flächendeckend oder nur sporadisch anzutreffen ist.

 

Grasfrosch (Rana temporaria), flächendeckend

Der braune Grasfrosch ist quasi in der gesamten Gemarkung anzutreffen, sowohl in Feld- als auch in Waldbereichen. Sommerbeobachtungen sind selten, dafür findet man sehr zahlreich die typischen Laichballen und später seine Kaulquappen. Ihm dienen schon kleine Pfützen im noch kalten Frühjahr als Laichgewässer. Am Weiher Hirschsprung werden im Vergleich zur tatsächlich vorkommenden Zahl immer nur wenige Tiere am Amphibienzaun erfasst, weil die meisten Grasfrösche schon im Laichgewässer sind, wenn der Zaun an der Waldhausstraße aufgebaut wird.

 

Grünfrösche (Esculenta-Komplex), zwei Verbreitungsschwerpunkte

Zu den Grünfröschen gehören Kleiner Wasser-, Teich- und Seefrosch, wobei erstere Arten durch Bastadisierung kaum unterscheidbar sind. Es sind nur zwei größere Verbreitungsschwerpunkte bekannt, bei denen die Anzahl über das Froschkonzert geschätzt werden muß. Die Grünfrösche machen sich im Frühsommer lautstark durch ihr Quaken bemerkbar, die Seefrösche sind dabei an ihrem charakteristischen „Keckern“ erkennbar. Die Arten kommen im Naturschutzgebiet „Holzwäldchen“ und im Regenwasserbecken des Gewerbeparks Ost vor. Vereinzelt wurden Teich- und Seefrösche an Tümpeln am Gleiberger Westhang und im Fohnbachtal, sowie an einigen Gartenteichen, angetroffen.

 

Erdkröte (Bufo bufo), flächendeckend

Die Erdkröte ist im Sommer in der Gemarkung überall anzutreffen, insbesondere auch in Waldbereichen. Bei den Laichgebieten haben wir zwei Schwerpunkte, diese sind der „Weiher Hirschsprung“ und die Gewässer im Naturschutzgebiet „Holzwäldchen“. Außerdem war in den vergangenen Jahren immer eine größere Anzahl ablaichende Erdkröten am „Eisteich“ im Fohnbachtal zu beobachten.

 

 

Kreuzkröte (Bufo calamita) , ein Verbeitungsgebiet

Die Kreuzkröte kommt nur im Süden des Gleiberges vor. Eine kleine Population hielt sich immer im Bereich des NSG „Holzwäldchen“ auf. Im Jahr 2002 entstanden im Bereich der Fa. Schleenbecker und in der sog. "Nordentnahme" auf der anderen Seite des Autobahnausläufers Wasserlöcher. Die Kreuzkröte als Bewohner solcher unbewachsenen Lebensräume („der Regenpfeifer bei den Amphibien“) hat diese sofort als Laichgewässer angenommen. Hier befanden sich tausende von Kaulquappen, auch einige Alttiere wurden gehört. Neben den Kreuzkröten haben sich auch Molche in den Gewässern eingestellt. Die Kreuzkröte wird aktuell außerhalb des genannten Bereichs nicht angetroffen.

 

Kammolch (Triturus cristatus) , zwei Verbreitungsgebiete

Der Kammolch kommt in Krofdorf-Gleiberg wahrscheinlich nur am Weiher „Hirschsprung“ und im NSG „Holzwäldchen“ vor. Bisher wurden außerhalb der Verbreitungsgebiete keine Kammolche angetroffen. Die Population im Weiher „Hirschsprung“ ist ziemlich klein, bei der jährlichen Amphibienzaunkontrolle wurden immer zwischen 3 und 10 Exemplaren über die Straße getragen. Im NSG „Holzwäldchen“ leben sicherlich mehr Kammolche. In milden Frühlingsnächten sieht man die Tiere auf den Wegen am NSG wandern.

 

Teichmolch (Triturus vulgaris), flächendeckend

An fast allen Stillgewässern ist der Teichmolch in der Gemarkung anzutreffen. Es liegen kaum Beobachtungen von Teichmolchen außerhalb von Gewässern auch während der Sommerzeit vor, d.h. dass die Tiere auch den Sommer in oder an einem Gewässer – im Gegensatz zum Bergmolch – verbringen.

 

Bergmolch (Triturus alpestris), flächendeckend

Der Bergmolch ist ebenfalls flächendeckend in der Gemarkung vertreten, und wird im Sommer etwas abseits von Gewässern beobachtet.

 

Feuersalamander (Salamandra salamandra), flächendeckend

Der Feuersalamander kommt in Krofdorf-Gleiberg flächendeckend vor, mit einigen Verbreitungsschwerpunkten. Beobachtet wurden nur Gebänderte Feuersalamander (S. salamandra terrestris). Laut Literaturangaben kommt der Gefleckte Feuersalamander (S. s. salamandra) nur im Süden Deutschlands vor.

Hunderte von Tieren haben im Launsbacher Wald ihr Revier, wo sie in feuchten Abendstunden aus ihren Schlupfwinkeln kommen. Sommerrevier und Laichgewässer ist auch das Gebiet um die „Fotohütte“ in der Kattenbach. Auch am Weiher „Hirschsprung“ ist der Feuersalamander anzutreffen. Als weiteres kleines Laichgewässer hat sich der Tümpel im Auslauf des „Brauhaus-Born“ am Gleiberg Westhang herausgestellt.

 

Geburtshelferkröte, Gelbbachunke und Laubfrosch gelten als ausgestorben

 


 


Ansprechpartner im Bereich Amphibienschutz für Krofdorf-Gleiberg:

Bund für Vogelschutz Krofdorf-Gleiberg e. V.
und
Verein zur Förderung des Natur- und Vogelschutzes Krofdorf-Gleiberg e. V.

Vorsitzender:
Prof. Dr. Hans-Richard Wegener, Kirchgässchen 2, 35435 Wettenberg
Tel.: 0641 / 980 336,

Amphibienschutz:
Dipl.-Ing. agr. Oliver Wegener, Hauptstraße 27a, 35435 Wettenberg
Tel.: 0641 / 980 356,

 

   
   
Version 3 - Sommer 2007

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