Kuh-Geschichten |
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Kuh-Geschichte Nr. |
Nr. 36 vom 08.10.2004: Erstens kommt es anders
Eine doch recht ereignisreiche Woche ist es, die mich veranlasst, wiedermal eine Kuhgeschichte zu schreiben. Anfangen muss ich jedoch schon vor einigen Wochen, so kurz nach dem Rinderstammtisch. Zu dem kamen übrigens 40 Leute und gleich drei davon waren an der jungen Anni interessiert. Und da Astrid ja die Rinder hat, um auch Geld damit zu verdienen hat sie sich dann doch dazu durchgerungen, das Tier zu verkaufen. Prompt machte sich auf einer Schau in Battenberg den ersten Preis in ihrer Klasse! So, nun weiter mit Sonntag, um auch in der chronologischen Reihenfolge zu bleiben. Da war nämlich zunächst der junge Bulle Barbarossa, der am Sonntag gebracht und zu den nach Annis Abgang nur noch vier Färsen (Frederike, Lotti, Otavi und Laura) gesteckt wurde. Frederike und Lotti sind schon fast zu alt, Laura noch ein wenig jung, um sie zu belegen, aber das kriegen wir schon hin. Demnach ist also im Juli nächsten Jahres mit Nachwuchs von diesen Tieren zu rechnen. Mit Nachwuchs geht meine Geschichte auch gleich weiter. Letzten Mittwoch, als ich Lotte nach meinem Urlaub besuchte stellte ich fest, dass sie ziemlich Euter macht. Der Kalbetermin müsste zwischen dem 1. und 9. Oktober liegen. Da sie auch schon bald anfing, Schleimfäden zu verlieren, dacht ich, dass es ja so lange net mehr dauern kann. Martina frotzelte schon, dass Olivia, der man anmerkte dass es auch nicht mehr lange ist, vor Lotte kalben könnte. Da heißt es immer, ein Hund würde fit halten. Das gilt getrost auch für eine hochträchtige Kuh, die „mitten im Wald“ steht. Tagelang radelte ich mehrmals täglich ins Fohnachtal (ich geb ja zu, manchmal hab ich auch das Auto genommen...) um nachzusehen, was sich so tut. Aber es war nichts. Statt dessen bewahrheitete sich Martinas Frotzelei, „denn erstens kommt es anders...!“ Am Dienstag wurde auch wieder ein Fernsehteam erwartet, vielleicht hält Lotte das Kalb ja ein, bis die Kamera läuft....aber dem war dann doch nicht so, trotzdem ein kurzer aber schöner Beitrag über die Robustheit des Roten Höhenviehs in der Sendung „Alle Wetter“ beim hr. Nach zweimaligem Umstellen am Samstag und Montag kalbte Olivia am Mittwoch Vormittag. Um acht Uhr bemerkte Martina noch nichts, aber um 8.30 kam sie mir etwas verdächtig vor mit ihrem erhobenen Schwanz und kurz darauf war schon die Wasserblase draußen. Da man so weit hinten in der Fohnbach kaum Handy-Empfang hat radelte ich zu einer günstigeren Stelle und schickte Astrid eine Kurzmitteilung. Kurze Zeit später trafen sie und Martina ein. „Endlich bin ich emal debei, die macht das immer so heimlich!“ Die ganze Geschichte zog sich dann noch bis 11.30 hin, wir zogen schnell eine Litze quer über die Weide, damit Olivia Ruhe vor den anderen hatte. Birgit und ihre Schwester und Nichte trafen auch noch ein und waren Zuschauer, als Olivia ein 35 kg schweres Bullenkalb ohne Probleme zur Welt brachte. Kaum auf den Beinen rannte der Knirps auch schon unterm Zaun durch in die Wiese. Bei seinen nächsten Versuchen hat er auch schon ordentlich ein paar geleiert bekommen (es ist fies, aber auch die Kälber müssen das nun mal lernen), so dass er sich das Ausbrechen scheinbar schon abgewöhnt hat. Abends vor dem Dunkelwerden schaute ich noch mal nach, und prompt scheuchte ich das Kolkrabenpaar auf, wie sie die Reste der Nachgeburt suchten. Jetzt müsste ja wenigstens Lotte die nächste sein. Aber: „...zweitens als man denkt“!
Donnerstag morgen, 7.48 Uhr. Ich liege wach noch im Bett als das Handy bimmelt: Astrid Steinhoff mobil. „Guten Morgen Tim, hier is ein Kalb gekommen, aber net von der Lotte.“ – Aha. – „Die Onnika war’s und die Lotte hält den Schanz hoch, heut wird das noch was, aber Du kannst ja erst noch in Ruhe frühstücken“. Das hab ich gemacht und bin um 8.30 Uhr an der Weide angekommen...und Lotte leckt die Fruchtblase von einem Kalb ab! Kurz nach mir traf Martina ein, die die Füße schon gesehen hatte und mich anrufen wollte. Mangels Geld auf dem Handy düste sie ins Dorf zu einer Bekannten, um zu telefonieren, aber ich war schon unterwegs. Will heißen: Lotte hat innerhalb von vielleicht 15 Minuten gekalbt.
Wir haben den beiden neuen Erdenbürgern dann auch gleich die Ohrmarken verpasst und sie gewogen, solange man die noch fangen kann. Onnika hat auch ein Bullenkalb, 31 kg, Lotte ein Mutterkalb, 40 kg, und heißt Liane, denn in diesem Jahr bekommen alle Kälber Pflanzennamen. Ich war eigentlich wieder den ganzen Tag vor Ort und konnte auch die beiden Raben beobachten, wie sie von den Bäumen her lauerten und dann über die Wiese watschelten, hin und wieder von einem ältern Kalb aufgescheucht und ein paar Meter weiter wieder gelandet. Es ist echt interessant, wie schnell diese Vögel merken, wo es was zu holen gibt. Das brachte ihnen ja den Namen Todesboten ein, da sie sofort zur Stelle waren, wenn ein Tier verendete oder sonst wie Aas vorhanden war.
Der Witz an dieser Reihenfolge der Kälber ist der, dass Olivia,
Onnika und auch Ophelia ziemlich kleine Euter haben und man schon ziemlich
genau hinschauen muß, ob sie schon Milch produzieren. Bei Lotte mit
ihrer „Memm“ sieht ja schon fast ein Blinder mit Krückstock, dass
sich da was tut. Und noch ein Witz ist, dass die Geburtstage so sicht beieinander
liegen, obwohl die Kühe mit größerem Abstand gedeckt wurden.
Nr. 37 vom 25.10.2004: Heia Safari
Der aktuelle Anlass ist es, der mich nun dazu bringt eine schon etwas überfällige Kuh-Geschichte zu schreiben. Um es vorweg zu nehmen das aktuelle zuerst: Nach langen Tagen des Wartens und Vermutens hat Ophelia heute Nachmittag gekalbt. Wie zu erwarten war bei ihrer Vorgeschichte (aufgrund ungünstiger Haltungsbedingungen in einem anderen Betrieb zum ersten mal mit 16 Monaten gekalbt – Rinder sollten mit 18 Monaten zum ersten Mal gedeckt werden) gab es Probleme, aber nicht so schlimme wie bei ihrer ersten Kalbung. Lange hat sie sich wohl abgemüht, bis Astrid und Werner eingreifen konnten. Das Kalb war zu groß für ihre Scheidenöffnung und sie hat zu wenig Kraft, so dass es herausgezogen werden musste. Kurz danach kam ich an der Weide an, Kuh und Kalb lagen auf der Wiese. Verständlicherweise war sie ziemlich k.o.. Werner flößte ihr sicherheitshalber etwas Calcium ein, Astrid und ich wogen den kleinen Bullen: 39 kg – nur ein Kilo weniger als Lottes Kalb, und das bei so einer kleinen Kuh! Danach legten wir ihn zum Kopf der Mutter, was sie veranlasste aufzustehen. Sie kümmerte sich gleich um ihren Kleinen und leckte ihn trocken – ein gutes Zeichen!
Was tat sich noch seit dem letzten Bericht? An Klara wurde
ja schon
lange herumgedoktert, ständig schien sie was anderes zu haben,
alle
Mittel halfen nichts – bis ein pensionierter Amtstierarzt sie ansah und
sofort sagte, dass dieses Tier Leberegel habe. Der Leberegel ist wie
die
vielen Würmer, die nicht nur Kühe bekommen können, ein
Innen-Parasit.
Das Larvenstadium lebt in der Zwergschlammschnecke, die in Bächen,
Gräben und feuchten Wiesen vorkommt und mit dem Futter oder Wasser
aufgenommen wird. Die Larve wandert dann in die Leber der Kuh, wo sie
das
Erwachsenenstadium erreicht, die Leber durchlöchert und Eier
produziert,
die über den Kot wieder in die Außenwelt gelangen. Es war
also
geboten, Klara mit samt ihrem Kalb aus dem feuchten Fohnbachtal zu
holen
und ihr etwas gegen Leberegel zu verpassen. Martina hatte mit ihrer
Klara
und dem Kalb schon geübt, sie in den Triebwagen zu locken. Es
fehlte
nur immer jemand, der die Tür schloss. Also haben Martina und ich
ungezählte Stunden damit verbracht, Kuh und Kalb mit Leckerchen in
den Treibwagen zu bekommen. Hat nie geklappt. Da die Gelegenheit
günstig
war, haben wir zunächst Frieda und ihr Kalb Flora eingefangen, die
auch zum Aussiedlerhof gebracht werden sollten. Die zweite Fuhre
bildeten
dann Ilex und Olea, die beiden zutraulichsten Kälber, die nun
abgesetzt
werden sollten. Die zu fangen war auch kein Problem, es gab aber
natürlich
Krach als ihre Mütter auf der Weide zurückbleiben mussten.
Klara
haben wir dann später erst mal allein in den Treibwagen gesteckt
und
dort angebunden. Ich trennte mit Elektrozaun das Kalb von der Herde ab.
Jetzt wollten wir es zwischen Treibwagen, Schlepper und Wasserfass mit
einem Knotengitterzaun einkesseln, aber beim ersten Versuch sprang sie
elegant über den Schafzaun. Für den nächsten Versuch
wurde
Werner herbeigerufen. Kalmie rannte in das Knotengitter und verhedderte
sich, aber bevor ich sie greifen konnte sprang sie wieder davon. Beim
dritten
Mal rannte sie dann endlich in den Wagen – Tür zu und los! O-Ton
Werner:
„Worim hoadder’sch dann net gleich so gemoacht? Awwer off mich hirrt jo
kaaner vo och junge Leu....“ .... So, und das war die Kurzfassung
unserer „Safari“ J!
Im Laufe der Woche soll die Herde noch weiter hoch in den
Wald ziehen
und im November sollen die vier Tiere aus der Lahnaue wieder geholt
werden.
Also bis zu nächsten Kuh-Geschichte,
Nr. 38 vom 25.10.2004
Hallo liebe Freunde der Kuh-Geschichten...
Folge 39 vom 28.3.05: Zum Klauenschneiden zu kurz
Hallo liebe Kuh-Freunde, am Ostersamstag stand wieder einmal ein größeres Spektakel auf dem Programm: Klauenschneiden bei Frieda und Klara. Am Gründonnerstag machten Birgit und ich deswegen eine kleine Weltreise: Mit dem Traktor nach Kinzenbach und den Klauenstand ausleihen. Am Samstag wurden die Kandidatinnen, die auf der Koppel am Aussiedlerhof standen, in den Treibwagen gesteckt und auf den Hof bugsiert. Da die „Halbstarken“ Flora, Kalmie und Olea auch mit dabei waren sollten deren Füße auch angeschaut werden. Im Treibwagen wurden alle ohne große Schwierigkeiten oder Blessuren aufgehalftert und angebunden. Erste Kandidatin war Frieda, die die Pediküre mit Flex und Messer sehr geduldig über sich ergehen ließ. Danach griffen wir die kleine Kalmie. Man muss bedenken, der Klauenstand, in dem die Tiere zur Sicherheit von Mensch und Tier fixiert werden, ist für erwachsene Rindviecher ausgelegt. Kalmie ist noch ein sehr kleines Tier. Verschiedene Einstellungen von Bauchgurten usw. sind zwar möglich, aber kaum wurden letztere angezogen, hing Kalmie in der Luft. Das Bearbeiten der Vorderfüße war kein Problem, aber die Hinterfüße! Bei dem Stand funktioniert das so, dass das Bein über dem Sprunggelenk angebunden und einfach hochgeleiert wird, aber Kalmie war einfach zu kurz dazu! Also wurde improvisiert und auch das etwas verschreckte Jungtier konnte nach getaner Arbeit wohlbehalten entlassen werden. Ähnliches ergab sich mit den anderen beiden Rindern, Klara kam zuletzt an die Reihe und war am ruhigsten von allen. Nach zwei Stunden konnte die Gruppe dann mit frisch gepflegten Füßen wieder auf die Koppel.
Mal sehen, wie viele Kuhgeschichten das Jahr 2005 hergeben wird… Euer Tim-.
Winteraußenhaltung: Frieren die Tiere
nicht? Nein,
denn das Rote Höhenvieh
(„Vogelsberger“) ist auch an das raue
Klima der Mittelgebirge angepasst! Die Tiere
sind von „Kälberbeinen“ an daran gewöhnt auch im Winter
draußen zu stehen. Ein
dickes Winterfell schützt vor Regen, Eis und Schnee. Es wird
lediglich ein
Windschutz benötigt, der durch die Hecken gegeben ist. Für
die Kälber steht
eine Hütte zur Verfügung. Auf der großen Koppel
können die Kühe immer die
gerade angenehmste „Klimazone“ aufsuchen. Zwar ist
die Koppel teilweise schlammig und die Grasnarbe zertreten, was sich
aber durch
die Feuchtigkeit im Winter nicht vermeiden lässt. Im Frühjahr
wachsen die
offenen Bodenstellen jedoch schnell wieder zu. Sie können also
sicher sein: Die Tiere werden
artgerecht gehalten und es
geht ihnen gut!
Folge 40 vom 23. Mai 2005: Das hat er jetzt davon...
Liebe Leute, aktuelle Ereignisse „nötigen“ mich auch dazu, die Lücke in der Berichterstattung wieder einmal zu schließen. Mit der neuesten Begebenheit will ich mal beginnen. Wenn man drüber nachdenkt, was alles hätte passieren können ist die Geschichte eigentlich nicht so lustig. Aber es ist nichts Schlimmes passiert und man kann hinterher drüber lachen. Es geht Othello, den um den ältesten der Ochsen. In der Nacht zum Sonntag hat Martina geträumt, dass Walter morgens bei ihr im Schlafzimmer stehen würde mit den Worten „De Oass eas fodd!“ (Auf deutsch: Der Ochse ist weg!). Am Sonntagvormittag wurde dann die Kuhherde, in der auch Othello steht, umgetrieben. Alles war erledigt, die Helfer standen noch am Koppelzaun und Martina erzählte, was sie geträumt hatte. Und genau in dem Moment sprang Othello aus dem Stand über den Zaun, ohne auch nur ein Drähtchen zu krümmen, und galoppierte die Waldhausstraße hinauf. Wenig später konnte er glücklicherweise wieder eingefangen werden. Logische Konsequenz aus der Geschichte: Jetzt weiß er, wie er ausbüchsen kann und das würde er mit Sicherheit wieder tun. Wer weiß, wie viele Rinder dann noch ausbrechen würden und was alles für Unfälle geschehen könnten. Also – ab in den Stall, wo er auch versuchte aus seiner Box zu klettern. Klaus hinderte ihn mit einem Bretterverschlag an einem erneuten Ausbruch. „An den Haken“ sollte er ja schon länger, aber nun ist die Schlachtung nicht mehr lange aufschiebbar. Das hat er jetzt davon … Am Tag zuvor gründeten 17 Interessierte die „Interessengemeinschaft Rotes Höhenvieh Wettenberg.“ Um was bei diesem Verein geht, der zum Erhalt des Höhenviehs beitragen soll erfahrt ihr unter www.greentime-wettenberg.de/irh. Seit der letzten Geschichte wurden bereits einige Umtriebsaktionen durchgeführt. An sich nicht weiter spektakulär, aber es ist immer wieder amüsant, wenn die „alten“ Kühe, gefolgt vom Nachwuchs in einer abgesperrten Trasse entlang rennen, den Triebwagen überholen und mit hocherhobenem Schwanz in die neue Koppel einlaufen. Bulle Ivo ist zwischenzeitlich auch abgeholt worden, zuvor war er mit seiner Freundin Olga im Stall. Während Olgas Abwesenheit hat ihr Schwester Ottilie natürlich das Zepter übernommen. Als Olga zurückkehrte genügten jedoch einige Drohgebärden und die Fronten waren wieder geklärt. Beim letzten Mal war Olga ja längere Zeit im Stall und damals musste die Rangordnung tatsächlich mit den Hörnern neu verhandelt werden. Wie gesagt genügte es diesmal, ein bisschen Staub aufzuwirbeln und mal selbstbewusst auf die Schwester herabzusehen. Zuwachs hat der Viehbestand auch bekommen. Nein, kein Kälbchen (mit dem nächsten Nachwuchs rechnen wir im Juli/August). Ein Höhenviehrind aus der Launsbacher „Belzgass“ wurde zwecks Nachwuchserzeugung in die Färsengruppe mit dem Bullen Hans-Barbarossa gestellt. Anfangs war Lilli noch ein wenig propper (naja, den Winter über im Stall bei gutem Futter – da sieht sie Figur anders aus, als wenn Kälte und Wetter am Energievorrat zehren…). Aber Bewegung tut bekanntlich gut, und das Launsbacher Rind sieht echt klasse aus. Demnächst stehen wieder Klauenschneide- und Sortieraktionen an. Denn so allmählich müssen mal die letzten Kälber abgesetzt (und die Jungs kastriert) werden. Flora und Olea sollen auch mal in den Stall, damit sie fit sind für die Ausstellung, an der sie bald teilnehmen sollen. Bis dahin, Euer Tim-.
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Version 3 - Frühjahr 2008 |