Kuh-Start
Kuh-Geschichte Nr.
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Nachwuchs
Nr. 21 vom 17. August 2003: Süße Kälbies
Halli-Hallo,
ich hab ja ganz vergessen zu schreiben, daß am vorigen Freitag
Nachwuchs kam... Die Kuh „Tine“ machte schon einige Tage mächtig Euter,
und auch an anderen Anzeichen hätte man meinen können, daß
sie bald kalbt. Am Freitag fand der Chef dann vor dem morgendlichen Melken
ein kleines Kälbchen vor. Als dann die letzte Gruppe Kühe im
Melkstand war sollten wir die Tine auch noch hereinholen, um für das
Kälbchen etwas in die Kanne zu melken – und prompt lag da noch ein
kleines! Die Zwillinge sind beide weiblich und echt süß,
weil sie so klein sind. Dagegen ist das Kälbchen vom letzten Donnerstag
ein echter Riese.
Im Lauf der Woche wurden ein paar trockenstehende und sehr von Fliegen
geplagte Kühe von der Weide aus Krumbach heimgeholt, sowie drei Rinder,
die auch bald kalben sollen. Bei der Hitze muß natürlich immer
für ausreichend Wasser gesorgt sein, so daß wir noch zwei Wasserfässer
zu den Rindern gebracht haben.
Nächste Woche ist es sehr wahrscheinlich erst mal vorbei mit der
hitze-bedingten Ruhe (O-ton Chef: „ Bei der Hetz ma’he mer hau middoch
erschtemol naut.“), da aufgrund der Trockenheit auch kaum etwas auf dem
Feld gemacht werden kann: Gülle fahren ist ungünstig, genauso
wie die Äckern zu grubbern. Phacelia als Zwischenfrucht sähen
nützt ebenfalls nichts, da die Samen im Ackerboden genauso nur rumliegen
würden wie im Sack. und doch ist die Trockenheit ein Grund für
viel Arbeit: Der Mais wird von Tag zu Tag dürrer und nächste
Woche soll er gehäckselt und ins Silo gefahren werden. In Lich-Eberstadt
und im Frankfurter Raum ist dies sogar schon geschehen.
Gestern morgen kam dann noch ein Kälbchen. Auf dem Hof waren sozusagen
alle nach dem Melken wegen Feierlichkeiten und Besuch auf dem Nürburgring
ausgeflogen, ich kam erst nachmittags hin, kümmerte mich ein wenig
ums Futter und bereitete die Melkanlage vor. Als dann die Chefin eintraf
wußte sie schon, daß ein Kälbchen da ist - "Ich hab das
heute morgen rausgezogen!" Am Wochende wurde dann auch das neugierige Braunvieh
von der Herde bzw. vor allem dem Bullen in den Abkalbestall separiert -
zwecks Besamung aus der Tiefkühltruhe...
Und noch etwas ornithologisches: Auf dem Hof waren 20 Rauchschwalbennester
besetzt, teilweise sitzen jetzt noch Junge in einigen Nestern (dritte Brut?
nicht auszuschließen...). Entsprechend viele Schwalben fliegen über
den Hof und durch die Ställe. Einmal konnte ich die Schwalben dabei
beobachten, wie sie gezielt die Fliegen von der weißen Stalldecke
abgesammelt haben. Neben Schwalben und Spatzen kommen sogar Stare und Bachstelzen
bis in den Stall und picken am Futter oder sammeln Insekten. Der Schwarm
Stare der sich um den Hof herum aufhält wird auch von Tag zu Tag größer.
Viele der metallic-schimmernden Vögel sammeln am Gülle-Behälter
die Maden von Mistbienen auf, die in Unmengen auch im Stall herumkriechen.
Melkstand vor der abendlichen Inbetriebnahme
Da es sonst nichts zu berichten gibt, will ich mal ein bisschen was
über das Melken schreiben. Grundsätzlich wird zweimal täglich
gemolken im Abstand von ca. 12 Stunden (einige Großbetriebe melken
auch dreimal). von Hand macht das natürlich keiner mehr und die Melkanlagen
sollen die Arbeit möglichst so optimieren, dass das Melkpersonal nur
wenige Sekunden braucht, um eine Kuh „anzuhängen“. Es gibt viele verschiedene
Melkanlagen. Sehr gebräuchlich ist der sog. „Fischgrätenmelkstand“,
wie er auch auf „meinem“ Hof im Einsatz ist, dieser mit zwei Reihen à
sechs Melkplätzen. Die Kühe stehen dabei schräg zur Melkstandgrube.
In einem Side-by-Side stehen die Tiere nebeneinander (ich finde, man kann
da dann schlechter ans Euter, als im „FGM“, da man von hinten zwischen
den Beinen durch muß). Die Kühe einer Gruppe (6 Stück Vieh)
kommen dann alle gleichzeitig rein oder gehen raus. In einem Tandem-Melkstand
hat jede Kuh eine eigene Box, die sie unabhängig von den anderen betreten
oder verlassen kann. Es gibt auch Melk-Karussells, wo an einer Stelle die
Kühe ihren Platz einnehmen, während der „Fahrt“ gemolken werden
und dann am Ende wieder rausgehen. Melk-Roboter melken die Kuh vollkommen
automatisch, und zwar dann, wenn eine Kuh kommt. Die sind meistens so angebracht,
dass die Tiere beispielsweise auf dem Weg zum Futter erst am Roboter vorbeikommen
müssen und gemolken werden.
Milchkühe tragen heutzutage ja alle Transponder, mit denen die
einzelne Kuh von Futterautomaten und Melkanlagen erkannt wird. An den Melkplätzen
befinden sich kleine Terminals, an denen die Nummer der Kuh, die gerade
gemolkene Menge und andere Informationen angezeigt werden oder abrufbar
sind. Manche Kühe werden beispielsweise nur auf drei Strichen gemolken
oder neigen zu Euterentzündungen, so dass der Melker (spätestens
nach einem Blick auf die Anzeige – wer’s jeden Tag macht weiß es
auswendig...) entsprechend reagieren kann.
Melkplatz-Terminal
Hygiene muß sein, also werden die Kühe erst von Hand vorgemolken,
um die stärker keimhaltige Milch aus den Strichen (die Striche sind
die Zitzen einer Kuh) abzumelken und dabei zu sehen, ob die Milch in Ordnung
ist (Farbe, Konsistenz). Das Vormelken regt außerdem den Milchfluß
an. Danach werden die Striche mit eine Lappen gereinigt und das Melkgeschirr
angehängt. Sinkt der Milchfluß gegen Ende auf unter 200 g/min
blinkt eine Diode an der Anzeige. Man kann dann den Rest noch durch herunterziehen
des Geschirrs ausmelken und hängt die Kuh dann ab. Die Kühe können
auch automatisch abgehängt werden, aber so hat man mehr Kontrolle
über die Eutergesundheit. Ist eine frischmelkende (kurz nach dem Abkalben)
oder eine kranke Kuh dabei, wird sie in die Kanne gemolken, die zwischen
die Milchleitung und das Melkgeschirr gekoppelt wird. Denn diese Milch
darf nicht abgegeben werden, und wenn noch ein junges Kälbchen zu
versorgen ist, so bekommt es die „Biestmilch“.
Ist eine Gruppe (sechs Kühe von einer Seite des Melkstandes) fertig,
wird sie herausgelassen und eine neue Gruppe eingetrieben. Natürlich
nehmen die Kühe mit ihren „Bedürfnissen“ keine Rücksicht
auf Melkpersonal oder gar Sauberkeit.... es wird schon mal geschissen oder
gepinkelt, was dann auch ordentlich rumspritzt. Da hilft nur ein Sprung
auf die Seite! Weil die Kühe so viel Dreck machen wird der Melkstand
natürlich nach getaner Arbeit mit dem Hochdruckreiniger sauber gemacht.
Die Melkgeschirre werden in Spülvorrichtungen eingehängt. Es
ist eine Spülung in die Anlage integriert, die dann Leitungen usw.
reinigt (man sollte die Spülung natürlich auch anschalten....
ich hab hab’s neulich mal vergessen, aber das sei schon jedem mal passiert....).
Im Milchtank (man muß vor dem Spülen natürlich die Verbindung
zur Melkanlage unterbrechen, sonst läuft das Spülwasser in die
Milch!) wird das gute Naturprodukt auf 4°C gekühlt gelagert. Im
Tank hindert zudem ein Rührwerk die Milch vor dem Ausrahmen. Alle
zwei Tage wird die Milch abgeholt (hier rund 4000 Liter), danach wird auch
der Tank mit einer eigenen Einrichtung gespült.
Schönen Gruß, Tim-.
Milchtank
[nach oben]
Melkstand in Betrieb
Nr. 22 vom 23. August 2003: Kälbies, Hemmstoffe und Mais im Schuh
Seit letztem Samstag waren einige Kühe wegen zu hoher Zellzahlen
in Behandlung und mussten daher in die Kanne gemolken werden. Mit der „Zwillings-Mama“
und fünf weiteren Kühen, die im Laufe der Woche kalbten waren
es dann 9 Tiere, deren Milch nicht in die Leitung durfte, was immer ein
bisschen aufhielt, da die Geschirre ausgespült werden mussten und
bei nur vier vorhandenen Milchkannen immer mal ausgeleert werden musste.
Bei den behandelten Kühen ist es ganz besonders wichtig, daß
nichts von der Kuh in den Milchtank kommt, daher wurden bei diesen Tieren
alle Warnleuchten am Melkplatz aktiviert und Beine und Euter mit farbigen
Strichen markiert. Melken ist Konzentrationsarbeit, und falls man doch
mal nicht auf die Nummer der Kuh oder die Warnleuchten achtet, sollten
einen spätestens die bunten Markierungen davon abhalten, die Kuh anzuhängen.
Aber warum darf die Milch nun nicht in den Tank? Teilweise haben die Kühe
Antibiotika bekommen, wovon Rückstände in die Milch gelangen.
Schon geringe Spuren solcher „Hemmstoffe“ bewirken bei der Weiterverarbeitung
der abgeholten Milch, daß sie nicht dick wird. Wird von der Molkerei
nun festgestellt, daß Hemmstoffe enthalten sind, bekommt der Milchproduzent
für die gesamte Monatsmenge einen Abzug pro Kilogramm Milch. Da wäre
es billiger, den Tank leer-laufen zu lassen, statt einen Abzug vom Milchgeld
zu riskieren.
Weil die Zwillings-Kälber von der Vorwoche noch so klein sind,
sollten sie noch nicht in die Gruppenbucht zum Milchautomat. Am Wochenende
mussten aber die beiden etwa zwei Wochen alten Bullenkälber aus Platzgründen
ihre Boxen räumen, nach zwei Tagen in der Gruppenbucht wurden sie
dann von einem Viehhändler abgeholt – nur die weiblichen Kälber
werden auf dem Hof aufgezogen. Am Donnerstag waren also weiterhin alle
vier Boxen besetzt und drei weitere Kälbies bevölkerten den Abkalbestall.
Da ist es schwierig, ein einzelnes zu füttern, da die anderen auch
etwas abhaben wollen, selbst wenn sie schon versorgt sind. Sie lecken dann
an der Flasche und an der Kleidung und schubsen und drängeln – am
besten hält ein Helfer die andern in Schach, wenn eines gefüttert
wird....
Milchmelker Tim
Am Dienstag wurden die Vorbereitungen für das Mais-Häckseln
getroffen. Man muß sich aber erst schon mal klar machen, daß
der Mais wegen der Trockenheit in diesem Jahr etwa vier Wochen früher
„fällig“ war als üblich. Für die Fütterung von Milchvieh
und Mastbullen beispielsweise wird die ganze Maispflanze gehäckselt
(die Körner sollen dabei beschädigt werden, damit die Wiederkäuer
sie verdauen können) und in ein Fahrsilo gebracht (wie bei der Grassilage).
Auf dem Hof zur Verfügung stehen ein großes Fahrsilo von etwa
400m³, daß leer war bereits und gereinigt und mit einem Schutzanstrich
versehen wurde. Direkt daneben liegen noch zwei Silos à 350m³,
in einem war noch ein Rest Maissilage, im mittleren ist Gras eingelagert.
Beide Silos wurden ganz aufgedeckt und die Faulstellen entfernt. Einen
Tag später ging es dann vormittags in der Lahnaue („Kahn“) los mit
dem Häckseln, nachdem wir eine Stunde früher gemolken hatten.
Der Häcksler wird vom Bodenverband bereitgestellt, ebenso ein Schlepper
mit großem Hänger. Der Häcksler hat nicht wie ein Mähdrescher
einen Bunker, so daß ständig ein Schlepper neben her fahren
muß, um den Mais aufzunehmen. Gefahren wurde mit 5 Schleppern und
Anhängern (wobei ich wohl das unwirtschaftlichste Fahrzeug hatte –
der 86er Fendt brauchte doppelt so lang wie die anderen und auf den Hänger
ging nichtmal die Hälfte drauf. Die anderen fuhren stärkere 50km/h-Schlepper
mit weitaus größeren Hängern). Der Lehrling und ich waren
vor allem bei der ersten Tour neben dem Maishäcksler her etwas nervös.
Denn es ist nicht so einfach, richtige Geschwindigkeit und Abstand zu halten,
der Häcksler fuhr teilweise mit 9 km/h über den Acker. Zudem
muß man seinen Hänger im Auge behalten und zu erst hinten füllen,
weil man da sonst nicht mehr hinschauen kann. Der Häckslerfahrer gibt
dann noch Zeichen wenn der Hänger voll ist und die sollte man nicht
nur sehen, sondern auch richtig verstehen.... So wurde dann den ganzen
Tag hin- und hergefahren, die Silos füllten sich, und der Chef und
sein Schwager fuhren den Mais mit zwei Schleppern fest. Zur Kaffeezeit
war der Mais in der „Kahn“ ab und die hofnäheren Flächen konnten
eingefahren werden, so daß ich dann beim Melken helfen konnte. Gegen
21 Uhr wurde ich entlassen, während die anderen noch bis in die Nacht
weiterarbeiteten – um kurz vor 1 Uhr waren die 16 Hektar Mais gehäckselt
und eingefahren. Auch am Donnerstag begannen wir eine Stunde früher,
da die Silos an diesem Tag abgedeckt werden mussten und zu allem Überfluß
auch noch der bestellte Biertreber (50 Tonnen) angeliefert wurde.
Von der Menge her ist der Mais durchaus im normalen Rahmen, allerdings
sind die Körner und Kolben kleiner ausgebildet. Vor dem Abdecken der
Silos musste zunächst eine der zweieinhalb Meter hohen Trennmauern
wieder ausgegraben werden – beiden Mauern waren einen Meter tief in Mais
versunken. Zum Glück konnte das gröbste mit dem Frontlader geschafft
werden. Es ist schon ein riesiger Berg, der da nun liegt. Weil der Mais
schon so trocken war, ließ er sich nicht besonders gut verdichten.
Nach dem Mittagessen konnte in Sachen Abdecken nicht viel verrichtet werden,
da es zu windig war (nicht nur die Folien flogen herum, auch eine Unmenge
Staub! Das eine Auge konnte ich kaum öffnen wegen der hellen Sonne,
das andere wegen dem Staub. An diesem Tag bin ich echt braun geworden,
aber nach dem Duschen war ich wieder weiß....und in den Schuhen hatte
ich soviel Maiskrümelzeug, daß man davon noch ein Silo hätte
anlegen können....).
Das Terbersilo lag etwas windgeschützt und ist wesentlich
kleiner, da haben wir zuerst das abgedeckt. Mit Unterstützung von
„außen“ konnte aber während dem Melken der Mais „eingepackt“
werden. Zur Konservierung müssen ja auch hier die Milchsäurebakterien
helfen, und die arbeiten nur unter Luftabschluß. Und damit die Krähen
keine Löcher in die dünnen Folien hacken, werden diese
mit schweren Planen, Reifen und Förderbändern abgedeckt. Nach
zwei anstrengenden Tagen, während denen die „normale“ Arbeit auf dem
Hof ja auch nicht ruhen darf, waren am Freitag alle ziemlich fertig und
nach dem Mittag war ein kollektives Mittagsschläfchen angesagt.
Ich bin gespannt, was die nächste Woche bringt, ein schönes
Wochenende,
euer Tim-.
Blick vom Getreidehochsilo auf die Fahrsilos: Links vorne
die drei Mais-Silos, rechts und hinten links Gras-Silos
[nach oben]
Nr. 23 vom 31. August 2003: Bussard im Kuhstall
Man sollte die Welt ja auch mit den Ohren wahrnehmen (besonders
als Vogelfreund ist das ja hilfreich). Eine sehr vielfältige Geräuschkulisse
ist natürlich auch so ein Bauernhof, auch wenn dort nur eine Nutztierart
gehalten wird.
Beginnen wir doch mal mit der Kategorie „Niedliche
Geräusche“. Da wären als erstes natürlich die ganz kleinen
Kälber zu nennen: Zum einen wenn sie Hunger haben und deshalb brummen
oder auch mal brüllen, das andere niedliche Geräusch ist das
Saugen am Nuckeleimer oder an einem Finger. Niedlich sind auch die gefiederten
Stallbewohner, allen voran natürlich die Rauchschwalben. Im Kuhstall
in der Nähe des Melkstandes sind letzte Woche drei Schwalben einer
dritten Brut ausgeflogen und flattern jetzt im Stall umher, so daß
ich sie beim Kühetreiben und Stallsaubermachen beobachten kann. Wenn
sie keine Flugstunde nehmen sitzen alle drei zusammen meistens auf einem
Sims. Bei jungen Schwalben sind die Bettelrufe auffallend, wenn ein Altvogel
mit Futter kommt. Ein weiteres niedliches Geräusch sind die Kontaktlaute,
die auch alle anderen Rauchschwalben ständig von sich geben – „wiett
– wiett“. Wenn eine Katze kommt gibt es Alarm: „hieditt! hieditt!“.
Am Gesang der Männchen kann hören, daß noch Sommer ist.
Wenn im Stall nach dem Melken Ruhe einkehrt kommen neben den Spatzen auch
die Stare in den Stall. Diese Vögel haben ja schon eine riesige Palette
an Geräuschen „dabei“. Manche fangen im Stall an, zu singen und blubbern
und gurgeln und spotten. Spotten nennt man das, wenn ein Vogel eine andere
Vogelart imitiert, so zum Beispiel einen Mäusebussard. Aber so ein
Vogel kommt sicher nicht in einen Kuhstall! Ich persönlich finde das
Tschilpen der Spatzen auch ganz nett, obwohl die frechen Federviecher auf
dem Hof ja eher als Ungeziefer gelten.
Wenn, wie schon gesagt, im Stall Ruhe ist, dann gibt
es noch andere Geräusche von den Kühen zu hören. Das bringt
mich zur Kategorie „Gute Geräusche“. Wenn ein Großteil
der Kühe in den Boxen liegt und kaut oder schläft, dann wird
die Szene noch gemütlicher, durch ein gelegentliches Schnauben oder
ein entspanntes Brummen von einer Kuh. Wenn man selbst dann im Stall und
ein bisschen schläfrig ist, möchte man sich glatt auf den Krummet-Ballen
oder in eine Liegebox legen und auch ruhen. Ein ganz tolles Geräusch
ist auch das: Man stelle sich einen Stall mit knapp 40 Stück Jungvieh
vor, die kein Futter mehr vorliegen haben und brüllen. Dann geht man
hin, verteilt schnell überallhin etwas Heu oder Silage – und dann
hört man diese 40 Rinder kauen! Einfach klasse. In einem ähnlichen
Fall ist aus Sicht der Milchkühe das Geräusch des Futterwagens
ein gutes, wenn dieser in den Stall fährt um eben das Futter abzuladen.
Dem zuvor kommt meistens noch das Geräusch von Besen und Schippe,
wenn die Reste vom Futtertisch entfernt werden. Über das Füttern
erzähle ich in einer anderen Geschichte, aber bleiben wir mal beim
Essen: Besonders bei etwas unbeliebten oder anstrengenden Arbeiten ist
das Bimmeln der Glocke, die zum Frühstück, Mittagessen oder Kaffee
ruft, wie eine Erlösung. Nach der langen Trockenheit war am Freitag
das beste Geräusch das Prasseln des Regens auf das Stalldach!
Ein eher unangenehmes Geräusch ist ein etwas
falsch verlegtes Vakuumroh im Melkstand. Dadurch ist es beim Melken ziemlich
laut. Umso besser, wenn die Melkanlage dann wieder abgeschaltet werden
kann. Ein gutes Geräusch, solange die Melkmaschine noch läuft,
ist das Einrasten der Melkgeschirre in die Spülhalterungen – das bedeutet
nämlich, daß es in naher Zukunft Frühstück gibt oder
Feierabend ist....
Um noch kurz bei der Geräuschkulisse zu bleiben:
Die Kühe waren in den letzten Tagen scheinbar sehr mitteilungsbedürftig,
denn es wurde viel gemuht und gebrüllt. Wenn eine einzelne Kuh vor
dem Melkstand rumorte, rief ich aus Spaß laut „Ruhe!“ – und tatsächlich
war sie dann ruhig....
Das war sonst noch in dieser Woche los:
Am Montag erzählte mir der ehemalige Lehrling, daß
am Vortag 2 rote Kühe mit Kälbern in der Lahnaue unterwegs gewesen
seien. Er habe sich aber gedacht, daß die von Krofdorf ja nicht bis
dorthin laufen würden, also rief er einen Bauern in Dutenhofen an,
von dem er dachte, daß die Tiere zu ihm gehörten. Naja, es waren
aber die vier Rinder von Astrid, die ja im Naturschutzgebiet Landschaftspflege
machen sollen. Weil aber der Wasserstand so niedrig war, haben sie einen
Spaziergang nach Atzbach gemacht. Astrid hat aber rechtzeitig noch zwei
Anrufe erhalten. Einer machte sie auf die freilaufenden Tiere aufmerksam,
der andere Anrufer war der Bauer aus Dutenhofen, der sagte, die Tiere wären
seine und er würde sie mit seinem Treibwagen jetzt einfangen....
Am Montag kalbte eine Kuh, und weil die Nabelschnur bei
dem Kleinen zu kurz abgerissen war, klammerte der Tierarzt den Nabel zu.
Am nächsten morgen kam er, um die Nachgeburt zu entfernen und abends
musste der Veterinär nochmals kommen, da die Kuh Milchfieber durch
Calciummangel hatte und nicht mehr aufstand. Aber ein Calcium-Infusion
konnte Abhilfe schaffen. Am Dienstag kalbte auch ein Rind, wobei alles
problemlos verlief. Das Bullenkalb hat ein richtig plüschiges Fell.
So eine neue Milchkuh muß sich zum einen erstmal im Kuhstall zurecht
finden, und sich dann auch noch ans Melken gewöhnen.
Da es zum Wochenende hin regnen sollte, wurde am Mittwoch
Raps gesät. Der Lehrling ist mit dem Case-Schlepper mit Grubber vorneweg
gefahren, danach der Chef auf dem Fendt Vario 716, ausgerüstet mit
Federzinken-Kultivator und Krumenpackerwalze vorne und der Sämaschine
hinten. Nachmittags bin ich auch mal mit dem Grubber gefahren und konnte
die arbeitende Sämaschine beobachten. Es ist echt ein tolles Bild,
wenn man von der Seite mit zusehen kann, wie die vielen kleinen Räder
das Saatbett bereiten, die Körner hineinlegen und zudecken. Natürlich
konnte man aufgrund der Staubwolken weithin sehen, wo ein Schlepper auf
einem Feld arbeitet. Beim Frühstück haben wir festgestellt, daß
es mit den Feldarbeiten so ähnlich wie mit einem Büffet ist:
Zuerst macht keiner den Anfang, wenn dann einer geht kommen die anderen
auch alle.
Am Donnerstag haben wir ein paar Trockensteher nach Fellingshausen
auf eine Weide in der „Ruppertschbach“ gebracht. Zuvor haben wir natürlich
den Zaun freigeschnitten, Wasser und Heu hingefahren. Weil die Weide in
einer schattigen und feuchten Ecke liegt, ist das Gras dort noch saftig
grün – aber scheinbar wusste die Kühe damit nichts anzufangen.
Denn als sie ihr neues Areal ausgekundschaftet hatten, fraßen sie
von dem Heu und rissen Blätter von den Bäumen – aber fraßen
kein Gras! Sowas.... Der Chef hat unterdessen den Raps
gespritzt. Wenn es regnet, ist zu erwarten, daß er keimt, allerdings
sind die meisten Wildkräuter im Auflaufen schneller als die Kulturpflanze.
Um der Plage rechtzeitig Herr zu werden, wird hier im „Vorauflauf-Verfahren“
gespritzt – bevor sowohl Unkräuter als auch Raps keimen. Es hat also
seine Richtigkeit, wenn in dieser Jahreszeit ein Bauer einen Acker spritzt,
auf dem noch kein Pflänzchen zu sehen ist. Der Raps muß übrigens
vor dem Winter ein bestimmtes Wachstumsstadium erreichen, um die kalte
Jahreszeit zu überstehen. Im sogenannten Rosettenstadium kann/soll
ein Teil der Blätter ausfrieren, im Frühjahr ist dann ein frühzeitiger
Start möglich. Ist der Herbst zu warm und werden die Pflanzen zu hoch,
werden die mit Wachstumsregulator „kurzgespritzt“.
Am Freitag in der früh dann ein eher ungewohntes
Bild: Bei den Trockenstehern auf den Hof – aber außerhalb deren Umzäunung
– lag eine Kuh, die da nicht hingehörte. Sie war aus dem Kuhstall
ausgebüxt, und wahrscheinlich in der Nacht unter der V-förmigen
Absperrung der Liegeboxen am Futtertisch hindurch auf selbigen gekrochen.
Unterwegs zu ihrem Freiluft-Schlafplatz labte sie sich noch am Schrot für
die Kälber, das in einer Schubkarre auf dem Hof stand. Und nachmittags
vor dem Melken stand wieder eine Kuh auf dem Futtertisch. Diese kam aber
von der Weide am Grassilo, wo sie mit noch einer anderen am Tag zuvor hingebracht
wurde. Aus irgendwelchen Gründen war der Zaun am Eingang zur Weide
ausgehängt, und die Kuh wollte wohl lieber etwas Silage fressen, als
das verdorrte Gras.
Eine schönen Start in den meteorologischen Herbst,
Ihne ihrn Tim-.
[nach oben]
Großes Brauni Evita...
Nr. 24 vom 6. September 2003: In der letzten Woche Ärger mit dem lieben Vieh
Hallo,
am Freitag war ja (schon wieder) mein letzter Tag auf dem Bauernhof,
da will ich zunächst noch mal berichten was alles so passiert ist
in der letzten Woche. Besonders stressig war nur der Donnerstag, da der
Chef am Montag und Freitag nicht da war und der Senior sich seit Donnerstag
wegen einem „digge Fous schonen muß und uns somit nicht auf Trab
hielt. Am Mittwoch hatten wir einen Termin in der Waldmühle in Bieber
zum Apfelsaft pressen. Es wurden ja schon fleißig Äpfel gesammelt,
die dann noch sortiert und von Faulstellen befreit werden mussten. Gute
130 Liter Apfelsaft konnten dann am Tag später in Flaschen eingekocht
werden. Zwischenzeitlich hat der Lehrling mit dem Vario und einem neuen
Grubber die Maisäcker bearbeitet. Ich durfte auch mal fahren diese
Maschine ist überhaupt kein Vergleich zum Case, mit dem in der Vorwoche
gegrubbert wurde!
Im Rinderstall stand in einer hinteren Bucht eine gut zwei Jahre alter
Ochse beim Jungvieh. Da dieses spindeldürre Vieh „demnächst mal
mit fort soll, sollte er zu den Trockenstehern auf dem Hof. Dazu musste
dieses Tier durch zwei andere Buchten mit Rindern geschleust werden ohne
daß die Tiere mit rauskommen oder sich vermischen. Glücklicherweise
hat mal jemand ein Fress-Fanggitter erfunden. Also immer wenn sie fressen,
müssen sie den Kopf durch ein Gitter stecken, und wenn man das dann
verriegelt können sie nicht mehr raus. Entsprechend überall die
kleinen Metallbolzen eingehängt, damit die Falle auch zuschnappt.
In den ersten beiden Buchten waren auch ruckzuck alle festgesetzt, jedoch
funktionierte in der Bucht mit dem „Fahross ein Fressplatz nicht und ein
kleines Rind schaffte es trotz Verriegelung wieder heraus und steckt trotz
Lockens mit Schrot den Kopf erst nach viel Geduld wieder durch. Dann die
Zwischentüren aufmachen allein danach lief mir der Schweiß,
weil die Bolzen so verkrustet waren und schlecht herausgingen. Dann war
dieser Ochse zu blöd, durch die offene Tür in die nächste
Bucht zu gehen. Entweder er lief in die Ecke oder an den freien und kaputten
Fressplatz. Früher oder später bekommt man aber jedes Vieh dahin
wohin es soll (notfalls macht man ihm im wahrsten Sinne Feuer unterm Hintern,
wenn es sich beim Weideabtrieb auf die Klappe vom Viehwagen legt und nicht
hinein geht....ist 'ne wahre Geschichte!), also auch den Ochsen in den
Treibwagen und schließlich zu den Trockenstehern, wo er erst mal
durchs Stroh hoppelte.
Dann der Donnerstag: Die erste „Hiobsbotschaft kam um Punkt 7 Uhr 30,
mein Vater rief mich auf dem Weg nach Fellingshausen an, daß eine
von den Roten Kühen 100 Meter neben der Straße stünde.
Ich konnte ja aus dem Melkstand nicht verschwinden, also hab ich gleich
Martina angerufen, die dann mit Astrid und meinem Vater die Kuh einfangen
konnten. Wie sie rauskam bleibt ein Rätsel der Zaun war ok. Beim Kälberfüttern
viel mir dann ein Kleines auf, das ziemlich matt im Stall lag. Fiebermessen
ergab keinen schlechten Befund, also hab ich mir nicht weiter Gedanken
drum gemacht. Während dem Kaffeetrinken am Nachmittag rief mich Martina
an, ob ich ihr helfen könne, weil eine Kuh zwischen dem Weidezaun
und einem Gartenzaun festhinge (aber sie musste sich leider andere Hilfe
suchen). Als wir danach zum Melken rausgingen fand ich das Kälbchen
im Verschlag vom Tränkeautomat liegend und zappelnd. Der Bauch war
auch aufgebläht und der Nabel dick. Wenig später traf dann die
herbeigerufene Tierärztin ein. Nabelentzündung, Durchfall und
ein drohender Darmverschluß war die Diagnose, also gab es Infusionen
und allerhand Mittelchen, die eigentlich viel schneller wirken sollten.
Im Melkstand machten die Kühe aber auch nur Streß. Der schärfste
Fall war eine Kuh, die auf der rechten „kurzen Melkstandseite zuviel war.
Ich hatte ihr schon vor der Tür dreimal auf die Nase gehauen, damit
sie nicht noch reinläuft und bin dann selbst auf der langen Seite
reingegangen um die andere Tür zu schließen. Aber diese Kuh
war so schnell im Melkstand und hatte sich gleich parallel zu den anderen
gestellt, daß man die Klappe, die Kühe die zuviel sind aufhalten
soll, nicht mehr schließen konnte. Alles hauen und schieben half
nichts, sie war nicht mehr rückwärts rauszubewegen. Ihre Nachbarin
hat es zum Glück wohl nicht gestört, daß sich eine zweite
Kuh auf ihren Platz gedrängt hat, so ließen wir sie dann stehen.
Am Freitag morgen wurde das kranke Kalb nach dem Melken in Windeseile
in die Tierklinik zur OP gefahren. Abends erfuhren wir dann vom Chef, daß
es an einer Labmagenverdrehung gestorben ist also kein Darmverschluß.
Hier noch eine Episode über die Braunvieh-Kuh Evita. Diese verfressene
Minderheit im schwarz-weiß dominierten Kuhstall ist wahrscheinlich
die neugierigste von allen Kühen. Zudem lässt sie sich gerne
streicheln oder von anderen Kühen ablecken, falls mal nicht der neue
Lehrling in der Nähe ist und sie tätschelt. Manchmal hat man
jedoch den Eindruck, daß sie ob all der Streicheleinheiten ein wenig
arrogant wird. Evita ist immer in einer der ersten Gruppen im Melkstand
dabei, meistens steht sie jedoch hinten, damit sie vor und nach dem Melken
einen Schritt zurück gehen und alles mit Auge und Zunge genau untersuchen
kann. Sie ist ja auch die Ruhe selbst und lässt fast alles mit sich
machen (ihre Tochter ist übrigens genauso...) .Aber Braunvieh macht
auch Mist: Brauni als letzte Kuh in der allerersten Gruppe in den Melkstand,
der bis dahin noch sauber war. Was macht dieser Esel natürlich? Erstmal
einen schönen Kuhfladen. Dann blieb sie beim Vormelken schon nicht
ruhig stehen, beim Melken trat sie sich schließlich das Geschirr
herunter. Als sie fertig war ging sie von ihrem Platz natürlich wieder
rückwärts und steckte ihren Kopf in unsere Richtung. Beim dem
Rausgehen gab's noch eine warme Dusche, vor der wir noch flüchten
konnten. Sowas....
Bei allem Schimpfen auf Kühe die sich nicht so verhalten, wie sie
sollen: Von wegen dumme Kuh! Die verfressene Evita ist immer an einem Fressplatz
zu finden, wenn sie nicht schläft. Einmal wurde die Krippe auf der
Südseite saubergemacht, Brauni zog ein langes Gesicht, als wir ihr
das Futter wegschoben (Es waren ja nur noch Reste). Daraufhin hab ich ihr
noch mal eine Schippe hingeworfen, aber die wollte sie wohl nicht. Als
wir fertig waren, musste noch der Futtertisch auf der Nordseite saubergemacht
werden und wer stand da? Das Brauni natürlich!
Als Weiteren Beweis gegen die sprichwörtliche Dummheit der Kühe
kann man vielleicht werten, daß einige immer zu den ersten und andere
immer zu den letzten im Melkstand gehören. Die ersten können
sich hinter dem Melstand gleich einen Fressplatz aussuchen (es sind ja
noch alle frei), und die erste Hälfte der Kühe wird ja dann in
die zwischenzeitlich saubergemachte Stallhälfte umgetrieben, so daß
die ersten sich hier die besten Plätze sichern können. Um immer
bei den ersten zu sein, braucht man natürlich ein gutes Zeitgefühl,
so stehen manche Kühe immer schon in der Nähe des Melkstandes
parat. Die letzten Kühe sind aber auch nicht dumm, denn sie wissen,
wie bzw. wo sie sich am besten vor dem Melken drücken können
(wobei sie ja am Ende doch nicht drumrum kommen).
Die Kuh Anneliese ist eine ganz schlaue: Man hat den Eindruck, daß
sie vor der Melkstandtür mitzählt, damit sie dann auf den letzten
Platz der rechten Melkstandseite gehen kann. Sie hat nämlich irgendeinen
Tick mit ihrem rechten Hinterbein, das sie beim Laufen immer ganz hochhebt,
und an eben genanntem Melkplatz kann sie wohl am besten stehen.
Dann Tschau,
de Tim-.
...kleines Brauni Emilia
[nach oben]
Hier wird Futter abgeladen
Nr. 25 vom 15. September 2003: Was ich noch erzählen wollte
Bin schon öfter nach dem „Ausmisten“ im Kuhstall gefragt worden.
Die Antwort ist prinzipiell ganz einfach: Der Kuhstall wird nicht ausgemistet.
Aber getreu dem Sprichwort „Kleinvieh macht auch Mist“ sind die Kälber
und auch die Trockensteher (Kühe, die zwei Monate vor dem Kalben nicht
gemolken werden) diejenigen, die auf dem Hof „Festmist“ (also mit Stroh)
produzieren. Die „arbeitenden“ Kühe im Stall stehen ja auf Spalten,
da fällt dann alles einfach durch und im „Keller“ des Stalls ist der
Mist dann als Gülle vorhanden. Von da wird sie von Zeit zu Zeit in
einen großen Güllebehälter oder direkt ins Güllefaß,
mit dem es auf’s Feld geht, gepumpt. Da aber von den Tieren eine Leistung
erwartet wird, muß ja auch der „Kuh-Komfort“ stimmen, dafür
gibt es viele Liegeboxen. Die meisten sind mit Gummimatten belegt, auf
die gehäckseltes Stroh eingestreut wird. die anderen und bei den Tieren
scheinbar beliebteren Boxen sind Tiefstreu Boxen. Sie sind richtig dick
mit Stroh eingestreut, so daß sich eine Mistmatraze bildet, auf der
die Kuh es sehr bequem hat. Während dem Melken wird der Stall immer
stückweise leergetrieben und der größte Dreck aus den Boxen
entfernt und trockenes Stroh eingestreut. Der Mist, in dem die Kühe
liegen ist gar nicht schlimm, eine hohe Keimbelastung kommt allerhöchstens
von ausgelaufener Milch.
Die Gülle auszubringen ist auch ein Kapitel für sich. Im
Winter und wenn der Boden zu naß ist darf keine Gülle ausgebracht
werden, daher muß ausreichend Lagerplatz dafür vorhanden sein.
Daneben gibt es noch einige weitere Einschränkungen, z.B. für
die auszubringende Menge auf Grünland. Bei zu viel Sonne sollte man
auch keine Gülle auf’s Feld fahren, da sich die wertvollen Inhaltsstoffe
sonst gleich verflüchtigen.
Die Kälber und die Trockensteher stehen ja wie gesagt auf Stroh.
Damit es nicht zu naß wird, muß des öfteren immer neues
Stroh eingestreut werden. Von Hand sind diese großen Mengen natürlich
nicht auszumisten (ist ja schließlich keine Pferdebox... ach übrigens:
Der Mist aus den drei Pferdeboxen auf dem Hof wird nochmals zum Einstreuen
bei den Trockenstehern verwendet, durch die Saugfähigkeit eignet er
sich sogar gut dafür), daher wird mehrmals im Jahr das Vieh rausgetrieben
und mit dem Schlepper per Frontlader ausgemistet.
Die Fütterung von so einer Menge Viecher ist natürlich kaum
von Hand zu bewältigen. Damit die Milchleistung konstant bleibt, bekommen
die Milchkühe ganzjährig eine sogenannte TMR (Totale Mischration),
bzw. eine Teil-TMR, da über Automaten noch etwas Kraftfutter individuell
zugeteilt wird. Hier einmal die Zutaten vom Futter: Die Masse bildet natürlich
das Grundfutter Grassilage, dazu kommt Maissilage. Ohne Mais merkt man
einen Leistungsabfall und die Tiere nehmen insgesamt weniger Futter auf.
Dann gibt es noch Biertreber, Getreideschrot, Proteinfutter und Mineralfutter.
Alles wird in einen Futtermischwagengeladen, derdie ganze Sache ordentlich
durchmixt (daher Mischration!). Mit dem Wagen kann man dann rückwärts
in den Stall fahren und die beiden Futtertische beschicken, mit einem Förderband
wird das Futter nach rechts oder links abgeladen.
Die Herde putzt ordentlich was weg: So etwa 3,5 bis 4 Tonnen TMR werden
täglich in den Stall gefahren. Jungvieh und Trockensteher bekommen
die Reste, ansonsten erhalten sie noch Gras und Heu, denn diese Tiere sollen
nicht so hochwertig ernährt werden.
Bei soviel Futterverbrauch ist es klar, warum man viel Hilfe beim Silieren
von Gras und Mais (sieh Folge 22) braucht und natürlich auch erst
mal die Flächen um genug Futter anzubauen. In diesem Jahr ist alles
so ausgetrocknet, daß es wahrscheinlich keinen dritten Schnitt fürs
Grassilo geben wird, und Krummet (zweiter Heu-Schnitt) gibt es auch nicht
besonders viel.
Jetzt wisst ihr aber echt bescheid...
Gruß, Tim-.
Öffentlichkeitsarbeit für die Landwirtschaft
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